Die Kurtisane des Teufels by Lessmann Sandra

Die Kurtisane des Teufels by Lessmann Sandra

Autor:Lessmann, Sandra
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Weltbild
veröffentlicht: 2013-03-27T00:00:00+00:00


21

Eine weitere Woche noch ließ die Kupplerin die Interessenten zappeln, dann wählte sie drei von ihnen aus, von denen sie wusste, dass sie gesellschaftlich nicht miteinander verkehrten. Einem jeden verkaufte sie Kittys Jungfernschaft für einhundert Guineen.

Der jungen Frau war nicht wohl dabei, drei verschiedene Männer hinters Licht führen zu müssen, doch Mistress Grimshaw versicherte ihr, dass sie von dem Betrug nichts merken würden.

An dem Tag, bevor sich der erste der drei Anwärter angekündigt hatte, gab die Bordellwirtin Kitty mehrere Zäpfchen, die mit einem zusammenziehenden Mittel aus in Wein gesottenen Myrtenbeeren, Wurzeln des Kapernstrauchs, Eichenrinde, Wiesenknöterich, Ampfer und Wegerich getränkt waren. Die junge Frau sollte mehrmals täglich eines davon in ihre Scheide einführen, die dadurch enger wurde.

Am Abend des folgenden Tages ließ Kitty sich für ihren großen Auftritt herausputzen. Madam Grimshaw beschäftigte eigens zwei Zofen, die ihren Mädchen beim Ankleiden und Frisieren halfen. Nervös auf ihrer Lippe kauend, saß Kitty steif wie ein Stock da, während Mary ihr Haar kämmte und es dann auf ihrem Hinterkopf zu einem Knoten wand.

»Versucht, Euch zu entspannen, Miss«, riet die Zofe. »Dann fällt es Euch gleich viel leichter.«

Kitty nickte, doch ihre Eingeweide verkrampften sich nur umso schmerzhafter. Wie sehr wünschte sie, Henry Montague möge der Freier sein. Bei ihm hatte sie sich sicher gefühlt. Nicht jeder Mann würde so rücksichtsvoll und zärtlich mit ihr umgehen, wie er es getan hatte. Ärgerlich ermahnte sie sich, dass sie nur einer Arbeit wie jeder anderen nachging. Hatte sie nicht ein Joch mit zwei schweren Eimern Milch meilenweit getragen, und hatte ihr Körper danach nicht furchtbar geschmerzt? Was sie an diesem Abend tun musste, würde weit weniger schmerzen und nicht einmal halb so viel Kraft erfordern.

Als Mutter Grimshaw sie schließlich in den Salon rief, erhob sie sich gefasst und setzte die sittsame Miene auf, die man von einer bürgerlichen Jungfer erwartete. Der Mann, der an der Seite der Kupplerin stand, mochte Mitte vierzig sein und war recht gutaussehend. Sein Gesicht unter der gepuderten Allongeperücke war ernst und kritisch. Kitty fühlte, wie ihr Herz sank. Er schien kein Narr zu sein, der sich leicht etwas vorgaukeln ließ.

»Meine Liebe, darf ich Euch Seine Gnaden, den Herzog von Richmond, vorstellen«, sagte Madam Grimshaw feierlich.

Kitty wusste, dass Charles Lennox, Herzog von Richmond, der uneheliche Sohn des ehemaligen Königs Charles II. und seiner bretonischen Mätresse Louise de Keroualle war. Sie spürte, wie sie errötete. Rasch schlug sie die Augen nieder und machte einen Knicks. So überwältigt war sie, einem Herzog von königlichem Blut gegenüberzustehen, dass sie echte Befangenheit überkam und sie kein Wort herausbrachte. Eine verlegene Stille trat ein. Als Kitty den Blick hob, sah sie, wie sich der Ausdruck auf den Zügen des Besuchers wandelte. Ein zufriedenes Lächeln umspielte die schmalen Lippen, und die braunen Augen wurden freundlicher.

»Sie ist entzückend«, sagte der Herzog. »Die Tochter eines Kaufmanns, sagtet Ihr, Madam? Man sieht ihr die strenge bürgerliche Erziehung an. Ich werde sanft mit ihr umgehen, das verspreche ich Euch.«

Mit einem Lächeln, das sie beruhigen sollte, nahm Richmond Kittys Hand und küsste sie.

»Wenn Ihr Euch mir anvertraut, würde mich das sehr freuen«, sagte er.



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